Es begann mit einem nebenbei laufenden Video auf YouTube. Landschafts- und Drohnenaufnahmen von den Färöer-Inseln. Färöer-Inseln? Schon mal gehört, aber das war es dann auch. Diese 18 Inseln nördlich von Schottland sahen irgendwie anders aus. Nicht Island, nicht Lofoten, anders. Diese Landschaft war schon auf den ersten Blick beeindruckend. Diese Berge mit den vielen Wasserfällen, die vielen kleinen Dörfer, die Kirchen und so vieles mehr. Es folgten unzählige Videos auf YouTube. Hervorheben möchte ich hier unbedingt die Videos von Mads Peter Iversen und den Film von Martin Sachsenweger über die Inseln im Nordatlantik. Die Neugier war geweckt. Die Planung konnte starten.
Tórshavn – Der Eintritt in eine andere Welt
Sobald man aus Tórshavn Richtung Norden fährt, hat man das Gefühl man bewegt sich in einer riesigen Filmkulisse aus dem Film Herr der Ringe. Dabei begeistern die Inseln nicht nur mit ihrer Natur, sondern auch durch einen authentischen, fast mythischen Charme. Die Inselgruppe besticht durch wild zerklüftete Küsten, steil abfallende Klippen, mystische Wasserfälle, je nach Jahreszeit saftig grüne oder braune Wiesen und charmante, traditionelle Dörfer. Jeder Blickwinkel eröffnet eine neue, fast schon surreale Szenerie, die es so fast nirgendwo auf der Welt gibt. Ein weiterer besonderer Reiz ist die Ruhe und Abgeschiedenheit, die diese Inselgruppe auszeichnet. Auf den Färöern überwiegt oft das Gefühl, dem hektischen Alltag zu entkommen – hier zählen statt Menschen vor allem die unberührte Natur. Gleichzeitig zeigt sich ein bewusster Umgang mit dem Erhalt dieser Naturparadiese, denn nachhaltiger Tourismus steht hier ganz oben auf der Agenda. Diese einzigartige Mischung aus rauen natürlichen Elementen schafft starke, kontrastreiche Bilder, die selbst den erfahrenen Fotografen in ihren Bann ziehen.
„Island hatte die Absicht, die einsam im Nordatlantik schwimmenden Färöer zu sich heranzuziehen. So beauftragte Island einen Riesen und dessen Frau, das Vorhaben zu vollenden. Beide errichten auftragsgemäß den äußersten nordwestlichen Berg Eiðiskollur. Der Riese blieb im Meer stehen, während das Trollweib den Berg erklomm, um die Färöer zusammenzubinden und sie dann dem Riesen auf den Rücken zu schieben. Ihr erster Griff war so kräftig, dass der nördliche Teil des Berges Eiðiskollur sich abspaltete. Daraufhin versuchte sie das Seil an einer anderen Stelle des Berges zu befestigen. Aber auch das war mit Schwierigkeiten verbunden. Das Bergsockel war fest und die Inseln nicht leicht zu bewegen.“
„Es wird weiter berichtet, dass sich das Trollweib noch beim Morgengrauen auf dem Berg befand. Sie fürchtete die Tageshelle und deshalb beeilte sie sich, schnell zum Riesen hinunter zu kommen, welcher, noch im Meer stehend, auf sie wartete. Leider hatten sie für die Vorbereitungen zu viel Zeit benötigt, denn im selben Augenblick, als sie sich auf den Rückweg begaben, der Riese voran und hinter ihm das Trollweib, stieg die Sonne in vollen Glanze aus dem Meer empor und versteinerte beide. Hier stehen sie heute noch und blicken sehnsüchtig ihrer Heimat entgegen, ohne sie wieder erreichen zu können.“
Quelle: WIKIPEDIA
Die Färöer-Inseln bestehen aus vielen kleinen, geografisch oft isolierten Gemeinden – und historisch gesehen entwickelte jede Siedlung ihr eigenes kirchliches Zentrum. Aufgrund der zerklüfteten Landschaft, der verstreuten Inseln und der manchmal harschen Wetterbedingungen war es für die frühen Bewohner sinnvoll, in ihrem direkten Lebensumfeld eine Kirche zu errichten. Diese diente als Ort der Andacht, der Gemeinschaft und als Symbol der lokalen Identität, sodass fast jede kleine Ortschaft ein eigenes Gotteshaus besaß.
Hinzu kommt, dass die Christianisierung der Färöer im frühen Mittelalter eine wichtige Rolle spielte. Mit dem Einzug des Christentums wurden in jeder neu gegründeten Gemeinde Kirchen errichtet, um den Übergang zu organisieren und den neu eingeführten Glauben in entlegenen Gebieten erlebbar zu machen. So wurden viele der historischen Kirchen zu fixen Anlaufpunkten, die das religiöse und kulturelle Leben über Generationen hinweg prägten.
Ein weiterer Aspekt ist die besondere Rolle der lutherischen Volkskirche, die eng mit der fälöischen Identität verbunden ist. Selbst nach der friedlichen Abspaltung von der dänischen Volkskirche behielten viele Gemeinden ihre traditionellen Kirchen bei – nicht nur als Orte des Glaubens, sondern auch als kulturelle Wahrzeichen.
Die Färöer bieten aufgrund ihres rauen, feuchten Meeresklimas und der salzhaltigen Luft ein äußerst ungünstiges Umfeld für Bäume. Die intensiven Winde tragen ständig Salzpartikel mit sich, die die Vegetation schädigen können. Zudem handelt es sich bei den Böden meist um dünn gewachsene, moorige Schichten, die kaum ausreichend Halt für weitreichende Baumwurzeln bieten.
Historisch wurde die ursprüngliche Vegetation der Inseln durch menschliche Eingriffe, besonders während der Wikingerzeit, stark verändert. Die Rodung einheimischer Gehölze, um Platz für Ackerbau und Viehzucht zu schaffen, trug zusätzlich dazu bei, dass sich natürliche Wälder nicht wieder etablieren konnten. Zwar gibt es in geschützten Gebieten wie der Hauptstadt Tórshavn vereinzelte Ansätze zur Bepflanzung, doch im freien Inselgebiet setzen sich die natürlichen klimatologischen Herausforderungen durch.
Letztlich verhindert die Kombination aus unbeständigem, windigem Wetter, salzhaltiger Atmosphäre und kargen Böden das dauerhafte Wachstum von Bäumen. Diese einzigartigen Umweltbedingungen formen eine Landschaft, die zugleich wild, unberührt und faszinierend ist – ein lebendiges Zeugnis der Kräfte der Natur.
Eine Reise auf die Färöer-Inseln bietet ein unvergleichliches Erlebnis, das den Besucher mit beeindruckenden Naturbildern, authentischer Kultur und einer intensiven, beinahe meditativen Stille belohnt. Für alle, die das Außergewöhnliche suchen, sind die Färöer ein Ziel, das zusammen mit Ruhe, Nachhaltigkeit und einer intensiven Sinneserfahrung unvergessliche Erinnerungen schafft.
Fortsetzung folgt