Alle paar Jahre ist es wieder soweit. Ein Tagesausflug nach Helgoland steht auf dem Programm. Diesmal aber mit etwas anderen Absichten. Die Fotografie soll im Vordergrund stehen, auch wenn die Zeit bei einem Tagesausflug natürlich viel zu knapp ist.
Was wünscht man sich, wenn man mit dem Schiff nach Helgoland fährt? Schönes Wetter, möglichst wenig Wind und angenehme Temperaturen? Nicht so der Fotograf. Dramatische Wolken, dieses klare, wunderschöne Licht nach dem Regen und ein bißchen Wind gehört auf Deutschlands einziger Hochseeinsel einfach dazu. Nirgends in Deutschland ändert sich das Wetter und damit das Licht so schnell. Man kennt die Motive und die Bilder sind im Kopf schon fertig. Leider funktioniert das in der Landschaftsfotografie so nur sehr selten. Es gehört schon eine gehörige Portion Glück dazu.
Die Fähre ist gebucht, die Wettervorhersage ganz schön mies. Regen über den Tag verteilt, die Sonne soll aber zwischendurch zu sehen sein. Ach ja, Windstärke 7, in Böen 8. Erste Gedanken an die Überfahrt von Büsum, kann ja so schlimm nicht werden. Kaum an den Sandbänken der Dithmarscher Bucht vorbei, wird es dann doch ganz schön heftig. Die letzten 20 min dann der Wind direkt von der Seite, das Schiff rollt. Das Übersetzen mit den Börtebooten entfällt, das Schiff legt direkt an der Kaimauer an. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
Für mich hat die Insel zwei Gesichter, eines zwischen 12.00 und 16.00 Uhr und eines, wenn die Tagesgäste wieder weg sind. Eines vorweg, vier Stunden Aufenthalt sind definitiv zu wenig Zeit auf der Insel. In dieser kurzen Zeit bleibt nur der Klippenrandweg, ein kurzes zollfreies Shoppen, etwas Essen und schon muss man wieder aufs Schiff. Zwei, drei, vielleicht vier Tage sind meiner Meinung nach optimal um ernsthaft zu fotografieren. Mehr muss nicht sein, sonst droht der Inselkoller. Gerade am Morgen zum Sonnenaufgang und natürlich zu Sonnenuntergang sind auf dieser kleinen Insel einzigartige Momente mit der Kamera einzufangen. Auf wenigen Quadratkilometern reiht sich hier ein Motiv an das andere. Beim Tagesausflug bleiben fast nur die üblichen Motive.
Helgoland besteht eigentlich aus zwei Inseln. Die ursprüngliche Insel zerbrach bei der Neujahrsflut 1721 in zwei Teile. Seitdem existiert die als Düne bezeichnete Nebeninsel. Im 20. Jahrhundert wurde die Düne in Teilen künstlich vergrößert. Heute teilen sich die Insel die Urlauber und eine Kolonie von Kegelrobben und Seehunden. An kaum einem Ort lassen sich die Tiere aus solch geringer Entfernung fotografieren. 30 m Abstand sollten hier zwingend eingehalten werden um die Tiere nicht unnötig zu stören. Nur 0,7 Quadratkilometer ist dieses Eiland groß und lädt mit zwei Sandstränden, dem kleinen Leuchturm und viel Natur zum Verweilen ein. Oder zum warten auf das richtige Licht 🙂
Der Lummenfelsen auf der Hauptinsel ist das kleinste Naturschutzgebiet Deutschlands, der Felsen hat seinen Namen von den Trottellummen. Es ist deutschlandweit der einzige Ort, an dem die Vögel brüten. Hier tummeln sich auch Basstölpel, Dreizehnmöwen, Eissturmvögel und einiges mehr. Ein einzigartiger Ort nicht nur für Naturfotografen.
Die lange Anna ist das Wahrzeichen der Insel. Der 47 Meter hohe Felsen aus rotem Buntsandstein ist heute nicht mehr frei zugänglich. Den besten Blick hat man vom Klippenende des Oberlandes oder von der Wasserseite. Man hat dieses Motiv schon so oft gesehen, aber wenn man hier steht hält man erst einmal inne. Einfach wunderschön. Gerade in den Sommermonaten zum Sonnenuntergang ein ganz besonders schönes Motiv.
Früher wohnten und arbeiteten die Helgoländer Fischer in einfachen Holzhäusern direkt am Hafen, jetzt nennt man sie Hummerbuden. Heute genutzt für Galerien, Cafés und Kneipen. Tagsüber nicht einfach zu fotografieren, es sind dann meist zu viel Menschen vor den Häusern unterwegs. Ist man länger als ein Tag hier, unbedingt ganz früh morgens kurz nach Sonnenaufgang anschauen.
Die östliche Seite des Rundweges gibt fotografisch nicht ganz so viel her, zumindest nicht wenn man nur vier Stunden auf der Insel ist. Der kurze Aufenthalt wird der Insel nicht gerecht, hier gibt es noch soviel mehr zu sehen.
Auf dem ersten Blick ist Helgeland natürlich ein richtiger Touristen-Hotspot. Die Ausflugsschiffe kommen gegen Mittag, die Tagesgäste drehen ihre Inselrunde, kaufen zollfrei ein und sind wieder weg. Blendet man das aus, oder ist zu anderen Zeiten auf der Insel unterwegs bietet sich ein ganz anderes Bild. Helgoland ist völlig anders als die restlichen Inseln an der deutschen Nordseeküste. Diese einzigartige Natur gibt es nur hier. Ein Paradies für Natur- und Landschaftsforografen.
Ich komme wieder, dann etwas länger.