Fotografieren bei schlechtem Wetter

Bei „schlechtem“ Wetter nehmen viele Fotografen ihre Kamera erst gar nicht in die Hand. Doch gerade bei diesem Wetter bieten sich einzigartige Möglichkeiten.

Es gibt unzählige Möglichkeiten auch an grauen Tagen, bei Regen, Schnee oder Nebel tolle Bilder zu machen. Viele Motive haben gerade dann ihren besonderen Reiz. Man denke nur an eine schöne Landschaft im Nebel, Reflektionen in einer Regenpfütze, Tropfen auf Blättern oder Blüten, eine dunkle, mystische Szene im Wald. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Ich möchte hier mal ein paar Beispiele zeigen und kurz auf die Entstehung der Fotos eingehen. Gefühlt werden die grauen Tage immer mehr. Man sitzt zu Hause und überlegt sich was zu diesem Wetter an Motiven passen würde. Mir kam dann die Idee an der Küste einen Steg, Buhnen oder ähnliches mit einer Langzeitbelichtung in Szene zu setzen. Die Überlegung war, wenn nur etwas blau noch im Himmel ist und man den Polfilter so einstellt, das die Wasseroberfläche maximal reflektiert, kann man dann in der Nachbearbeitung die Farbe etwas zurückholen? Vielleicht über die Farbtemperatur? Bekommt man noch etwas blau auf die ja sonst oft graue Nordsee? Und dann vielleicht richtig lange belichten. Drei, vier Minuten oder vielleicht noch länger? Man weiß ja oft nicht so ganz genau, was bei einer Langzeitbelichtung rauskommt.

Es ist so weit, Wetter ist so na ja. Es ist bewölkt, zwischen den Wolken ist aber noch der blaue Himmel zu sehen und die Nordsee strahlt in schönstem grau. Der Steg hier in Simonsberg ist schon besonders, abgewinkelt und bei Flut ist nur noch das Geländer zu sehen. Fotografiert habe ich letztendlich mit einem 8er und einem 1000er ND-Filter. Das Ergebnis fand ich schon richtig gut und ich war gespannt was in der Bearbeitung der RAW-Datei noch möglich war. Ich habe dann hauptsächlich das Blau auf der Wasseroberfläche zurückgeholt und den Himmel mit einem Bewegungsunschärfefilter etwas mehr verwischt.

Das folgende Bild ist ganz spontan entstanden. Im Radio wurde eine Unwetterwarnung herausgegeben, es sollte ein Unwetter von Westen auf die Küste heranziehen. Schnell die Rucksack gepackt und auf dem schnellstem Weg in den Koog gefahren. Ich hatte leider nicht die Zeit mir noch einen schönen Vordergrund zu suchen, musste alles ganz fix gehen. Schnell zwei, drei Fotos gemacht und im Laufschritt Richtung Auto. Hat nicht ganz geklappt, bin dann doch ziemlich nass geworden.

Als die Wolkenfront vorbeigezogen war, riss teilweise der Himmel auf, immer nur ganz kurz. Das folgende Bild entstand im Speicherkoog eine halbe Stunde nach dem Unwetter, zehn Kilometer von dem ersten Spot entfernt. Dieses tolle Lichtstimmung war vielleicht ein, maximal zwei Minuten zu sehen.

Und wenn mal wettermäßig wirklich gar nichts mehr geht, wie in diesem Fall an der Ostsee, kann man es immer noch mit einer Langzeitbelichtung versuchen. Absolut gruseliges Wetter, fast völlig bedeckt, Nieselregen, die Motivation ziemlich im Keller. Dieses Foto ist dann drei Sekunden belichtet worden und die überwiegend graue Farbe im Bild über die Farbtemperatur ins Blaue gezogen worden.